Bürgerservice

Unser
Service für Sie
Ihre
Behördennummer

Ihre Fragen – schnelle Antworten

Rufen Sie an. Wir sind von Montag bis Freitag zwischen 8 bis 18 Uhr für Sie erreichbar. Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Mehr Informationen

Inhalt

Geschichtsstation 48: Juden in Moers III

 

Deportation nach Riga

Die meisten jüdischen Bürger, die sich in der NS-Zeit nicht ins Ausland retten konnten, wurden ab Herbst 1941 „nach dem Osten evakuiert“, wie es verharmlosend genannt wurde. Die erste große Deportation aus Moers begann am Morgen des 10. Dezember 1941. Fünfundachtzig Bürger jüdischen Glaubens, Mitglieder der Moerser Synagogengemeinde, hatten sich an der Haltestelle „Steinschen“ der Krefelder Straßenbahn einzufinden.

Jägerhof Steinschen (1955)
'Steinsche' Kreuzung (1974)

Sie wurden über Krefeld weiter nach Düsseldorf gebracht. Vom Schlachthof in Derendorf mussten sie am 11. Dezember 1941 mit rd. 1000 weiteren Juden aus der Region den Zug in das Ghetto von Riga besteigen. Zuvor hatten sie sich beim Einwohnermeldeamt abmelden müssen und verloren damit ihre deutsche Staatsbürgerschaft. Als Gepäck durften sie nur mitnehmen, was sie tragen konnten, und selbst das war strengstens reglementiert. Ihr verbleibendes Vermögen wurde eingezogen „zur Finanzierung der durch den Transport entstehenden Kosten“. Bereits in Düsseldorf fanden erste Plünderungen statt. Das Gepäck kam in gesonderte Waggons. Das meiste sahen die Verschleppten nie wieder. Nach drei Tagen erreichten sie bei Eiseskälte nachts den Bahnhof Skirotawa bei Riga. Am Morgen wurden sie in das Ghetto in der Rigaer Vorstadt getrieben. Die Deutsche Wehrmacht und Verbände der SS hatten das Ghetto errichtet und dort die lettische jüdische Bevölkerung zusammengetrieben. In der Woche vor Ankunft des Zuges aus Düsseldorf wurde es geräumt, alle lettischen Juden bis auf wenige arbeitsfähige Männer wurden im Wald von Rumbola, ein wenig außerhalb der Stadt, erschossen. Insgesamt wurden so über 20.000 lettische Juden ermordet.

Erste Deportation Moerser Juden an der Haltestelle Steinschen (1941)
Erste Deportation Moerser Juden an der Haltestelle Steinschen (1941)

1943 kamen die noch Überlebenden in das inzwischen im Rigaer Vorort Kaiserwald errichtete KZ. Es war weniger als die Hälfte der ursprünglich 25.000 aus dem deutschsprachigen Raum Deportierten. Auch dieses Lager wurde ab Herbst 1944 vor den anrückenden russischen Truppen geräumt. Die meisten der Insassen wurden über die Ostsee in das KZ Stutthof gebracht, darunter waren auch mindestens 14 Moerser. Dort wurden viele sofort umgebracht, ein Teil den Arbeitskommandos zugewiesen. Andere wurden in andere KZ weitertransportiert. So gab es aus Riga auch einen Kindertransport direkt nach Auschwitz. Um 1928 lebten in Moers etwa 200 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Sie waren Nachbarn, sie wohnten als Geschäftsleute, Handwerker und Ärzte überall in der Stadt (Karte). Und es gibt viele Hinweise auf ein gutes Miteinander in der Bürgerschaft. Zwischen der Friedrichstraße und der Oberwallstraße stand die Synagoge und am Neumarkt gab es eine jüdische Volksschule.

Von den am 10.12.1941 aus der Moerser Synagogengemeinde Deportierten haben nur drei Menschen überlebt, Karl Coppel aus Neukirchen-Vluyn, Helene Karten aus Homberg und Leo Mandelberger aus Moers. In einer zweiten Verschleppungsaktion wurden 21 Menschen der Moerser Synagogengemeinde, vornehmlich ältere Menschen, am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Nur zwei von ihnen überlebten.

HaltestelleEntfernung
Steinschen, Moers52 Meter
Rathaus, Moers197 Meter
Nordbahnhof, Moers344 Meter
Nordring, Moers453 Meter