Zu einem Gespräch über verschiedene Themen haben sich die Moerser Schiedsleute und Bürgermeister Christoph Fleischhauer Ende April, getroffen. Da das regelmäßige Treffen wegen der Pandemie mehrmals ausfallen musste, hatte das Stadtoberhaupt die ehrenamtlichen Frauen und Männer nun ins Rathaus eingeladen. Teilgenommen haben auch Carla Walther, Vorsitzende des Bunds Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen Bezirksvereinigung Krefeld-Moers, und Mitarbeitende des Fachdienstes Ordnung der Stadt Moers, der organisatorisch zuständig ist. „Ich freue mich sehr über den Austausch“, begrüßte Fleischhauer die Gäste, die nicht nur für den sozialen Frieden in der Stadt sorgen, sondern auch noch andere Ämter ausüben. „Einmal Ehrenamt, immer Ehrenamt“, schmunzelte er.
Mitunter geht es laut zu
Auch wenn es in der Regel um Kleinigkeiten geht, kann es bei den Schlichtungsgesprächen laut werden. Dazu haben die Schiedsleute aber verschiedene Strategien entwickelt und stellen bestimmte Regeln auf. „Vorher erläutere ich, dass nur über den Fall gesprochen wird und beende das Gespräch, wenn etwas aus dem Ruder läuft“, erläuterte Alfred Mock. Er ist seit 20 Jahren für den Bezirk ‚Hochstraß Scherpenberg‘ zuständig. Manchmal ist es aber besser, wenn sich die Kontrahenten ihrem Ärger Luft machen können, um dann ruhiger in die Schlichtung zu gehen.
„Manches hat nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun, sondern ist nur der Anlass. Es sind Sorgen oder Ängste, die dann durchbrechen“, wusste Fleischhauer aus seiner Zeit als Rechtsanwalt und Mediator zu berichten. Meistens bringen die Schiedsparteien auch einen Anwalt mit zum Gespräch, was aber nicht nötig oder gesetzlich vorgeschrieben ist. Schiedsfrau Brigitte Göke hat die Erfahrung gemacht, dass viele Anwälte ihren Klienten dazu raten, einem Vergleich im Schlichtungsverfahren zuzustimmen. Allerdings gibt es auch manche Streit-Beteiligte, die nicht daran interessiert sind und nur ihre Haltung zu dem Fall durchsetzen wollen.
Offene Sprechstunde in Kapellen
Die aktuelle Erfolgsquote der geschlichteten Fälle in Moers liegt zwischen 70 und 80 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt ebenfalls in diesem Bereich. Neben den eigentlichen offiziellen Verfahren kommen für die Schiedsleute noch viele sogenannte Tür- und Angelfälle hinzu. Dabei werden keine offiziellen Fälle eröffnet, sondern nur Tipps für eine mögliche Regelung bei Problemen gegeben. Für eine mögliche erste Beratung hat beispielsweise der Schiedsmann Hans-Jürgen Carstensen eine offene Sprechstunde eingerichtet. Sie findet jeden Donnerstag von 15.30 bis 17.30 Uhr im Begegnungs- und Beratungszentrum Kapellen (Ehrenmalstraße 2) statt. „Wir sind sehr dankbar für Ihre Arbeit, weil es der gesamten Stadtgesellschaft hilft“, würdige Bürgermeister Fleischhauer zum Abschluss der Veranstaltung das Engagement der Frauen und Männer.