Hummel-Pins kennzeichnen Insektenoasen
Im Moerser Stadtgebiet hat die Verwaltung in Pilotprojekten u.a. auch mit tatkräftiger Unterstützung von engagierten Privatleuten mehrere Flächen bewusst zur Förderung der Biodiversität (Artenvielfalt) als ‚Insektenoasen‘ gestaltet. Auf diesen Flächen wurden beispielsweise entweder Blumenwiesen neu angelegt oder die bisherige Pflege vorhandener Grünflächen so umgestellt, dass sich dort eine größere Vielfalt an Pflanzen und somit auch an Insekten und anderen Tierarten entwickeln kann.
Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, dass hinter der ungemähten Wiese ein ökologisches Konzept steckt und so mancher wundert sich vielleicht über den ‚ungepflegten‘ Zustand.
Um Informationen über die jeweilige Biodiversitätsfläche zu liefern und als Anregung, sich weiter mit dem Thema Biodiversität zu beschäftigen, kennzeichnet die Stadt derartige Biodiversitätsflächen mit dem sogenannten ‚Hummel-Pin‘.
Die Hummel als Vertreterin der Insektenwelt steht exemplarisch dafür, dass Insekten auf der Fläche ein Angebot an Nahrung und Lebensraum finden. Die Gruppe der Insekten ist besonders stark vom Artensterben bedroht und verzeichnet in den letzten Jahrzehnten auch zahlenmäßig einen dramatischen Schwund. Gerade von den Insekten sind wiederum viele andere Tierarten abhängig, insbesondere Vögel, aber auch Reptilien und Säugetiere. Mit der Förderung der Insekten kann also viel für das ökologische Netzwerk getan werden. Kurzporträts der aktuell mit dem Hummel-Pin gekennzeichneten Biodiversitätsflächen.
Blumenwiese am Jakobweg
Auf einer Fläche von ca. 2.000 m2wurde die Wiese 2018 auf Anregung durch einen Bürger und mit Unterstützung durch einen ortsansässigen Landwirt und ehrenamtliche Helfer angelegt.
Die Wiese liegt im Bereich der ehemaligen NS3-Trasse (der Bahnverbindung Duisburg – Moers - Krefeld) und ist somit an andere Grünstrukturen entlang der ehemaligen Bahnlinie angebunden. Derartige Vernetzungen sind wichtig für einen genetischen Austausch zwischen den Individuen und somit für die biologische Vielfalt.
Blumenwiese an der Germanenstraße
Nach dem Erfolg der Blumenwiese am Jakobweg wird in den Jahren 2021/2022 erneut mit der Unterstützung von ehremamtlichen Helfern eine weitere noch größere Blumenwiese angelegt.
Herausforderung bei diesem Projekt ist das Vorkommen des Japanischen Staudenknöterichs in der Grünfläche. Diese Pflanze ist ein invasiver Neophyt, das heißt, es handelt sich bei dem Knöterich um eine Pflanze, die aus einer fremden Region eingeschleppt wurde, sich hierzulande mit unterirdischen Ausläufern und immenser Wüchsigkeit ausbreitet und dabei heimische Pflanzen unterdrückt. Der langfristige Erfolg der Wiese wird also auch davon abhängen, wie gut der Staudenknöterich in seine Schranken verwiesen werden kann.
Nach Bekämpfung des Knöterichs und intensiver Vorbereitung des Bodens im Jahr 2021 soll die Wiesenfläche 2022 eingesät werden. Eine Erweiterung um Streuobstbestände ist angedacht.
Blühstreifen am Streichelzoo
Als Anschauungsobjekt für den Umwelttag 2019 wurden drei Blühstreifen mit einer Blumen-Saatmischung im Bereich des Streichelzoos angelegt.
Die Saatmischung beinhaltete neben dauerhaften mehrjährigen Arten auch solche, die einen schnellen Blüherfolg bereits im ersten Jahr zeigen wie Ringelblume, Kornblume, Klatschmohn und andere. Sie bietet über das Nektar- und Pollenangebot Nahrung für Bienen und weitere Insekten.
Derartige Saatmischungen sind nicht für die Verwendung in der freien Landschaft geeignet, da die regionalen Herkünfte der eingesetzten Arten in der Zusammensetzung des Saatgutes nicht berücksichtigt werden. Sie haben jedoch innerhalb von Ortschaften durchaus ihren Reiz und zeigen, dass auf einfache Art auch von Seiten der Bürgerinnen und Bürger mehr Vielfalt in Gärten geschaffen werden kann.
Aus ökologischen Gründen werden die trockenen Stängel über Winter stehen gelassen und bieten so Überwinterungsquartiere für Insekten.
Wiese an der Venloer /Düsseldorfer Straße
Die bis 2019 als Grünfläche mehrmals jährlich gemähte Wiese an der Ecke Venloer Straße/Düsseldorfer Straße liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Durch ihre Lage mit Anbindung an die freie Landschaft verfügt die Wiese von Natur aus über ein erhöhtes Potential, so dass sich dort spontan Wildpflanzen ansiedeln können. Die bereits in der Wiese vorhandenen Kräuter und Blumen können sich dadurch, dass die Wiese durch Pflegeumstellung seit 2019 nur noch einmal jährlich gemäht wird, über Aussaat selbständig vermehren. Die Vielfalt der Blütenpflanzen bietet ein abwechslungsreiches Bild, das sich in den nächsten Jahren in Eigendynamik weiter verändern wird.
Wiese im Waldstück an der Zechenstraße
Der Unterwuchs unter den Gehölzen der kleinen Waldfläche wurde bis 2019 mehrmals jährlich gemäht. Schattige Bereiche wie auf dieser Fläche eignen sich nur bedingt für die Anlage von Blühwiesen, da die meisten Blütenpflanzen auf sonnige Ausgangsbedingungungen angewiesen sind.
2019 wurde der Versuch gewagt, die Pflege auf eine einmal jährliche Mähung umzustellen. Die aufwachsenden Gräser und Beikräuter vermitteln einen natürlichen Eindruck und bieten Insekten Fortpflanzungsstätten. Die Insekten dienen ihrerseits wiederum als Nahrung für die Versorgung des Vogelnachwuchses, für den in diesem Waldstück zahlreiche Nistkästen angebracht wurden.
Grünanlage an der Kronprinzenstraße
Bei der Planung des Neubaugebiets an der Kronprinzenstraße wurde im Jahr 2019 eine naturnahe Grünfläche mit vielfältigen Strukturen angelegt. Um ein Regenrückhaltebecken formieren sich Wiesen- und naturnahe Gehölzbereiche, der Spielplatz ist umgeben von einer artenreichen Saumvegetation. Hier entwickeln sich neben der eingesäten Wildblumenmischung spontan heimische Pflanzen wie Kardendistel, Königskerze und Natternkopf.
Das Pflegekonzept sieht eine natürliche Entwicklung mit Förderung der Artenvielfalt vor. So werden die Wiesebereiche zweimal jährlich gemäht und die Säume mit hochwüchsigen Wildstauden und Kräutern einer gewissen Eigendynamik überlassen. Der Übergangsbereich zwischen den naturnahen Flächen und den Gärten der Anwohner wird intensiver gepflegt.
Biodiversität in Moers
Über die hier kurz porträtierten Biodiversitätsflächen hinaus gibt es im Stadtgebiet von Moers noch zahlreiche weitere Flächen, die für die Natur besonders wertvoll sind. Im Rahmen des Beschilderungs-Konzepts können nur einzelne Pilotprojekte beispielhaft gekennzeichnet und beschrieben werden.
Im Zuge der Biodiversitätsstrategie, die ab 2022 für die Stadt Moers erarbeitet wird, werden noch weitere Biodiversitätsflächen hinzu kommen und mit dem Hummel-Pin die Aufmerksamkeit auf das Thema Biodiversität lenken.
Biodiversität
Nach dem internationalen Übereinkommen über die Biologische Vielfalt beinhaltet der Begriff Biodiversität im wesentlichen drei Teilbereiche:
- Die Vielfalt der Ökosysteme
- Die Artenvielfalt
- Die genetische Vielfalt innerhalb der Arten.
Biodiversitätsstrategie für Moers
Jede naturnahe Fläche ist wichtig für die Durchgrünung der Stadt und ein Beitrag zur biologischen Vielfalt. Durch zahlreiche Vernetzungen und Abhängigkeiten zwischen den Pflanzen und Tieren sowie den örtlichen Gegebenheiten ist das Thema Biodiversität sehr komplex.
Um die Artenvielfalt auf Basis der in Moers gegebenen Grundlagen sinnvoll fördern zu können, entwickelt die Stadtverwaltung im Zusammenspiel mit ENNI Stadt und Service ab 2022 eine Biodiversitätsstrategie.
In dem Konzept für mehr Artenvielfalt werden insbesondere die Handlungsmöglichkeiten in den städtischen Park- und Grünanlagen sowie den Friedhöfen und die Vermehrung des Baumbestands in Wäldern und Grünflächen eine wichtige Rolle spielen. Durch Neuanlage bzw. Umwandlung bestehender Flächen zu ökologisch werthaltigeren Biodiversitätsflächen plant die Stadtverwaltung, die Stadtnatur zu fördern. Wesentlich ist dabei auch eine nach ökologischen Kriterien ausgerichtete Pflege, die insbesondere bei Wiesen, aber auch bei anderen Grünflächen einen entscheidenden Faktor für mehr Artenreichtum darstellt.
Die Stadtverwaltung möchte Vorbild sein und die Bürgerschaft durch Informationen anregen, auch im privaten Bereich durch Entsiegelung und abwechslungsreiche Begrünung, vorzugsweise mit heimischen Pflanzen, einen Beitrag zu mehr Natur in der Stadt zu leisten. Je mehr Menschen sich für ein grüneres Moers einsetzen, desto größer wird auch die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren sein.