„Das ist ein echtes Gemeinschaftswerk!“ So bezeichnete Museumsleiterin Diana Finkele das Buch über Hanns Kralik bei der Vorstellung des Werks am Freitag, 26. Januar. Die Recherchen zur aktuellen Ausstellung ‚Hanns Kralik – Mensch, wie stolz das klingt.‘ im Grafschafter Museum über den Grafiker, Künstler und Widerstandskämpfer hatten einiges bis dahin Unbekanntes zutage gefördert.
Das Buch ist in Kooperation mit Erinnern für die Zukunft e.V. und dem Nachfahren Kraliks Ralf Zimmermann entstanden. Die Kulturstiftung Sparkasse am Niederrhein hat eine finanzielle Unterstützung geleistet. „Es ist bemerkenswert, was hier innerhalb eines knappen Jahres entstanden ist: eine absolut sehenswerte Ausstellung und dazu ein beeindruckendes Buch. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass beides weit über Moers hinaus an Bedeutung gewinnen wird“, begründete Vorstandsvorsitzender Giovanni Malaponti das Engagement des Kreditinstituts.
Vom Bergmann zum Beigeordneten
Die Leserinnen und Leser erfahren in der Publikation viel Wissenswertes über die Familiengeschichte, das Schaffen, den Widerstandskampf gegen die Nationalsozialisten und die spätere Tätigkeit Kraliks als Düsseldorfer Kulturdezernent. „Wenn jemand die Geschichte als Drehbuch geschrieben hätte, wäre es so nicht angenommen worden, weil es so unwahrscheinlich klingt“, schmunzelte Ralf Zimmermann über die Lebensgeschichte seines Großonkels Hanns. Er war 1903 aus dem damaligen Österreich-Ungarn nach Moers gekommen. Die Bergarbeiterfamilie lebte hier in schwierigen Verhältnissen.
Bereits mit 14 Jahren arbeitete er auf der Zeche Rheinpreußen. Später besuchte er die Kunstgewerbeschule in Krefeld. Ab 1933 beteiligte er sich als überzeugter Kommunist am Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. Deshalb wurde er im KZ Börgermoor interniert. Dort gestaltete Kralik das Liedblatt für das bekannte Widerstandslied „Die Moorsoldaten“ von Johann Esser. Damit ist das Buch nicht nur ein Lebensbericht, sondern zeigt auch die Schicksale der deutschen Vor- und Nachkriegsgeschichte auf.
Adenauer-Erlass sorgte für Entlassung aus dem Amt
Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager flüchtete Hanns mit seiner späteren Frau Lya nach Frankreich, um dort weiter Widerstand zu leisten. Direkt nach dem Ende des Kriegs war er Kulturdezernent der Stadt Düsseldorf. Seinem Einsatz war es zu verdanken, dass alle städtischen Kultureinrichtungen schnell wieder ihre Arbeit aufnahmen. Auf der Grundlage des sogenannten Adenauer-Erlasses wurde ihm wegen seiner KPD-Mitgliedschaft im September 1950 gekündigt. Das führte dazu, dass er sich wieder seinem künstlerischen Schaffen widmen konnte.
In diesem Zusammenhang ordnen der Kunsthistoriker Ulrich Krempel und der Historiker Prof. Dr. Habbo Knoch in ihren Beiträgen in dem Buch das Werk Kraliks ein. Einige Zeit wurde es als nicht bedeutend eingeschätzt, was im Rückblick nicht zutreffend ist. Ein Kapitel beleuchtet die wichtige Unterstützung und die Arbeit von Ehefrau Lya. Auch sie gehörte dem KPD-Widerstand an und war in der Emigration als Leiterin der Deutschen Freiheitsbibliothek in Paris tätig.