Verfolgt - KZ überlebt - Widerstand mit organisiert: Hanns Kralik (in Moers aufgewachsen) war Maler und Grafiker. Ein Teil seiner beeindruckenden Werke ist seit Sonntag, 29. Oktober, im Grafschafter Museum im Moerser Schloss zu sehen. Kooperationspartner sind Erinnern für die Zukunft in Moers e.V. und Kraliks Großneffe Ralf Zimmermann. Das Projekt wird durch die Kulturstiftung Sparkasse am Niederrhein finanziell unterstützt. Das Museum zeigt die Sonderausstellung ‚Hanns Kralik - Mensch wie stolz das klingt‘ im Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik bis zum 24. März 2024.
Liedblatt zum ‚Moorsoldatenlied‘ gestaltet
Hanns Kralik (1900 - 1971) wurde als Sohn eines Bergmanns im österreichischen Burgenland geboren. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, begann er, mit 14 Jahren auf der Zeche Rheinpreußen im Bergbau zu arbeiten und besuchte 1920 die Kunstgewerbeschule in Krefeld. Im KZ Börgermoor war er 1933 in die Entstehung des ‚Moorsoldatenliedes‘ involviert. Er gestaltete das Liedblatt zu dem Text von Johann Esser. Nach Flucht und Emigration nach Frankreich beteiligte er sich mit seiner Frau Lya an der Résistance in Frankreich - dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Von 1945 bis 1950 war Hanns Kralik Kulturdezernent in Düsseldorf. Danach lebte er dort als freier Künstler. Ausgangspunkt für die Ausstellung waren Recherchen für eine Publikation über die ‚Moorsoldaten‘. „Der kürzlich verstorbene Dr. Bernhard Schmidt hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass ein weiterer Beteiligter am Entstehen des ‚Moorsoldatenliedes‘ in Moers aufgewachsen ist: Hanns Kralik“, berichtet Ulrich Hecker (Erinnern für die Zukunft). „Bei der Google-Suche habe ich dann die Webseite von Ralf Zimmermann über seinen Großonkel gefunden.“ Schnell war die Idee für eine gemeinsame Ausstellung geboren.
Bemerkenswerter Aufstieg mit historischer Komponente
Ralf Zimmermann sei quasi mit Hanns Kralik ‚aufgewachsen‘, erzählt er. „Eine Arbeit haben meine Eltern als Gratulation zu meiner Geburt erhalten. In unserem Haus in Eick-West hingen außerdem überall Werke von ihm.“ Fasziniert sei er nicht nur von seiner Kunst, sondern auch von der Lebensleistung. „Für ein Arbeiterkind aus dem Ausland war das ein bemerkenswerter Aufstieg mit dieser besonderen historischen Komponente.“ All‘ das hat auch Museumsleiterin Diana Finkele überzeugt. „Ursprünglich hatten wir eine andere Sonderausstellung geplant, haben uns aber für die Kralik-Idee begeistern lassen und sind schnell in die Recherchen eingestiegen.
So bietet die Ausstellung auch viele neue Erkenntnisse: spannende Zusammenhänge der Biografien von Lya und Hanns Kralik und bisher unbekannte Werke des Künstlers, die nun in der Ausstellung präsentiert werden.“ Zu den ersten externen Besuchern gehörte Giovanni Malaponti, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein. Die Ausstellung hat ihn sofort in seinen Bann gezogen. „Ich freue mich unglaublich, dass wir sie unterstützen dürfen. Die ersten Eindrücke sind wirklich sehr beeindruckend.“