‚Krankheit, Tod und Jenseitsvorstellungen im Mittelalter‘ lautet das Thema einer Tagung am Samstag, 8., und Sonntag, 9. Juli, jeweils von 11 bis 17 Uhr im Alten Landratsamt (Kastell 5). Im Rahmen des Kooperationsvertrages der Stadt Moers mit dem Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung (InKuR) der Universität Duisburg Essen stellen Studierende und Lehrende unter der Leitung von Prof. Dr. Gaby Herchert, Dr. Judith Lange und Museumsleiterin Diana Finkele vielfältige Aspekte des Themas vor. Interessenten sind herzlich eingeladen, an der kostenlosen Veranstaltung teilzunehmen.
Leprakranke mussten in Siechenhäuser leben
Im Mittelalter wurden Krankheit und Tod auf verschiedene Weise gedeutet und entsprechend unterschiedlich behandelt. In der Klostermedizin war Barmherzigkeit wichtigster Faktor im Umgang mit Kranken. Daneben standen Formen archaischer Behandlungen mit Magie, aber auch mit differenziertem Wissen um die Wirkweisen von Kräutern. Nach wie vor spielte auch die seit der Antike bekannte Vier-Säfte-Lehre eine Rolle. Sie war jedoch bei der Bekämpfung der Pest im 13. Jahrhundert wenig erfolgreich: Ein Drittel der europäischen Bevölkerung fiel ihr zum Opfer. An Lepra Erkrankte mussten früher in Siechenhäuser ein Leben als Ausgestoßene führen. Später fand über die islamischen Nachbarn antikes und arabisches Heilwissen den Weg nach Europa. Medizin wurde allmählich zu einer gelehrten Disziplin.
Kirchen als Anreiz für gottgefälliges Leben
Die unterschiedlichen Sichtweisen von Krankheit brachten im Mittelalter unterschiedliche Interpretationen des Todes mit sich. Heilsgeschichtlich ist der Tod Übergang in das ewige, bessere Leben und wird als Teil des irdischen Lebens gestaltet. Mit Schrecken behaftet ist der plötzliche Tod, der dem Sterbenden keine Gelegenheit lässt, seine Dinge zu ordnen, Abschied zu nehmen und seine Sünden zu bereuen. Das Ende der Welt wird mit dem Jüngsten Gericht besiegelt, die Toten verlassen ihre Gräber und treten vor den Weltenrichter, der über ihr Schicksal entscheidet. Einen Vorgeschmack auf das ewige Leben geben Kirchenbauten, die in ihrer Architektur und Ausstattung als himmlische Stadt gestaltet sind und als Anreiz für ein gottgefälliges Leben dienen sollten.